Westfalenfleiß - jeden Tag eine gute Naht ...

Mechthild Steffen

Mechthild Steffen. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet die Frau mit dem Down-Syndrom bei Westfalenfleiß.

Die Westfalenfleiß GmbH Arbeiten und Wohnen...

... ist ein ge­mein­nütziges Un­ter­nehmen in der Rechts­form einer Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung. Ziel ist es, Me­nschen mit Be­hin­der­ung differen­zierte Wohn- und Arbeits­an­ge­bote zu machen. Bei dem einen wie bei dem anderen steht stets der Mensch im Mittel­punkt. Da­rüber hin­aus sieht sich die Westfalen­fleiß GmbH dem Leit­ge­danken der gesellschaftlichen Teilhabe aller Menschen ver­pflicht­et.

www.westfalenfleiss.de

Imagefilm Westfalenfleiß

Für jeden Men­schen ist es wich­tig, einen Platz in der Ge­mein­schaft zu haben, dazu­zu­ge­hören. Men­schen mit Be­hin­derung machen da keine Aus­nahme. Den Lebensbereichen Arbeiten und Wohnen kommen in die­ser Hin­sicht be­son­dere Be­deu­tung zu. Eine Tätig­keit aus­zuüben, die den eigenen Fähigkeiten und Wünschen entspricht, und die Möglich­keit, sich in die eig­enen vier Wände zurück­zu­ziehen, sind Grund­lagegesellschaft­licher An­er­kennung.

Alles, was es für dieses Fun­da­ment braucht, finden Men­schen mit Be­hinderung bei Westfalen­fleiß: Arbeits­plätze, die ihre Fähig­keiten berück­sichtigen, ohne ihre Wünsche außer Acht zu lassen. Wohn­an­ge­bote, die so­ viel Frei­raum lassen wie möglich, aber Unter­stütz­ung bieten, wo sie ge­braucht wird. Dazu ein ganzes Bün­del von Hilfen, die - Handicap hin oder her - ein selbst­bewusstes und weitgehend selbst­be­stimmtes Leben möglich machen.

In­so­fern sind wir bei Westfalen­fleiß zualler­erst Dienst­leister für Men­schen mit Be­hin­der­ung. Das ist unser Auf­trag. Das ist unser Selbst­verständnis. Westfalenfleiß - bei uns steht der Mensch im Mittel­punkt!

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Jeden Tag eine gute Naht

Am Münsteraner Kesslerweg, mitten im Industriegebiet, stehen die Gebäude der Westfalenfleiß GmbH. Insgesamt 470 von rund 900 Beschäftigten sortieren, drucken, montieren, nähen, lagern, verpacken, schreinern, gärtnern, kochen, blistern hier Tag für Tag – die meisten von ihnen sind Menschen mit Behinderungen, einige auch Menschen mit psychischer Erkrankung. In der Näherei und Teilmontage sind 32 Menschen beschäftigt.

Mechthild Steffen ist Ende 30 und eine von ihnen. Seit mehr als 15 Jahren arbeitet die Frau mit dem Down-Syndrom bei Westfalenfleiß, nach wie vor bereitet ihr die Handarbeit Freude, sie geht gerne arbeiten. „Wenn es Arbeit gibt, dann bin ich auf jeden Fall dabei.“ Ihr Lachen zieht sich dabei durch das ganze Gesicht. Man kann sehen, wie stolz sie auf ihren Job ist.

In der Näherei werden Tag für Tag in feinster Handarbeit Arbeitsschirme, Spanngurte, Taschen und weitere Produkte für Unternehmen genäht. Der Auftraggeber stellt das Material – der Fertigungsauftrag erfolgt direkt vor Ort. Alles baut hier aufeinander auf, nur einen Raum weiter werden die einzelnen Teile montiert und für den Versand fertiggemacht. 

Mechthild Steffen näht heute einen olivgrünen Schirm. Den gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen. In der Werkstatt herrscht eine familiäre Atmosphäre. Ein kleines Team von Gruppenleitern betreut die jeweiligen Abteilungen und jeder kennt hier jeden. So kann individuell auf die Stärken und Schwächen einzelner Beschäftigter eingegangen werden, jeder darf sich an allem ausprobieren und dann das machen, was ihm am besten liegt.

„Das werde ich nie vergessen“, sagt Mechthild Steffen. „Ich habe einen wunderschönen Schulabschluss gemacht und bin dann dann für ein Praktikum zu Westfalenfleiß.“ Aus dem Berufsbildungsbereich ging es dann weiter in die Gärtnerei. Nach einiger Zeit wurde das der jungen Frau jedoch zu grobmotorisch. „Da bekomme ich ja rote Hände“, lacht sie. Also ging es für sie weiter in die Näherei.

Ein Schritt, den sie bis heute nicht bereut.

Mechthild

Seit über 90 Jahren arbeiten bei der Westfalenfleiß GmbH Menschen mit Behinderungen. Wer langsam arbeitet oder noch lernt, erhält die gleiche Anerkennung wie jemand, der die Säume der Schirme in Rekordzeit routiniert vernäht. So fühlt sich hier niemand benachteiligt und jeder weiß, was seine Arbeit wert ist.

Ein gelungenes Miteinander, eine angenehme Arbeitsatmosphäre und ein Weg, denjenigen die nicht oder noch nicht auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß fassen können, eine Struktur zu bieten und ihre Talente unter Beweis zu stellen. Die sieben Menschen mit Behinderung, die ihren Arbeitsplatz in der Näherei haben, arbeiten fünf Tage die Woche von viertel voracht bis 15:45 Uhr. Geregelte Pausen sorgen dafür, dass die Laune nicht abschwächt. „In den Pausen wird gegessen, geredet und gelacht.

Das mag ich gerne.“, schwärmt Mechthild Steffen. Sie ist seit nunmehr 15 Jahren Teil von Westfalenfleiß und möchte sich das auch so schnell nicht mehr nehmen lassen. Sie findet hier alles an einem Ort: Abwechslung, Freunde, Arbeit – jeden Tag aufs Neue.




2. Video: Zum Vergleich: Der Wandel der sozialen Arbeit Imagefilm 'AWO FÜR ALLE' von 1988. Kapitel Menschen mit Behinderungen

Garnrollen
Bei der Arbeit in der Näherei
Autoren
Marlene Wenz, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen