Von Kevin Lenk
Konzentriert beobachtet Jessica den 3D-Drucker in Aktion. Sie hat die Aufgabe, den Druck zu kontrollieren und bei Fehlern über einen Taster „Alarm zu schlagen”, da sie nicht aktiv sprechen und sich auch nicht selbst fortbewegen kann. Bei ihrer neuen Aufgabe zeigt sie eine erstaunliche Ausdauer und ist sichtlich stolz auf ihre neue Aufgabe.
Ihr Selbstbewusstsein ist gewachsen und sie nimmt viel aktiver als vorher am Gruppengeschehen teil. Jessica ist eine der Mitarbeiter*innen mit komplexen Behinderungen im Büro für Unterstützte Kommunikation und nimmt teil am Projekt „selfmade”, dem inklusiven Makerspace, in dem Besucher*innen und Mitarbeitende mit mittlerweile vier 3D-Druckern individuelle Hilfsmittel konzipieren und ausdrucken können.
Das Büro für Unterstützte Kommunikation der Werkstätten der AWO Dortmund istein Kooperationsprojekt mit bethel.regional und Arbeitsplatz für 12 Menschen mit komplexen Behinderungen. Viele der Mitarbeiter*innen sitzen im Rollstuhl. Einige von ihnen können nur mittels Computer, einem sogenannten „Talker”, kommunizieren.
Diese arbeiten auf die verschiedensten Weisen: Manche scannen die Augenbewegungen, andere wiederum werden über einen Taster an der Kopfstütze gesteuert. Für Menschen, die mit den Händen arbeiten können, gibt es auch Talker mit Touch-Funktion.
Der Großteil der Mitarbeiter*innen ist in der Mitte des Raums am großen Tisch zu finden. Darunter auch Jessica. Der Tisch selbst ist vollbeladen mit Utensilien, die für den Verkauf vorgesehen sind. Der Name „Unterstützte Kommunikation” ist Programm – die unterschiedlichsten Kärtchen und Zeigetafeln mit Piktogrammen werden hier in Dortmund in Handarbeit hergestellt. Später werden diese an Einrichtungen oder Privatpersonen verkauft und und unterstützen damit auch andere Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen im Kommunikationsbereich bei der Kommunikation.
Während im Büro für Unterstützte Kommunikation reger Betrieb herrscht, finden sich im Eingangsbereich 3 spezielle höhenverstellbare Tische, auf denen vier 3D-Drucker und die entsprechenden Laptops stationiert sind.
Hier, im Mittelpunkt des UK Büros und von aussen für jeden sichtbar, findet auch der „Makerspace” statt. In Kooperation mit der Technischen Universität Dortmund (TU) stellt die AWO drei 3D-Drucker bereit, die an zwei Tagen der Woche für Menschen mit und ohne Behinderungen zugänglich ist.
Ziel dieses Projekts ist es, eine eigenständige Aneignung und Nutzung der neuen Technologie durch Menschen, die besonders von ihr profitieren können, zu ermöglichen. Unter der Betreuung von Matthias Kapuvari, Thorsten Speckmann und Henning haben Menschen mit und ohne Behinderung im „Macher-Raum” die Möglichkeit, sich individuelle Alltagshilfsmittel anzufertigen oder anfertigen zu lassen.
„Das sind vor allem Produkte, bei denen die Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen oder die es auf dem Hilfsmittelmarkt nicht gibt”, erklärt Struck. Ein Aufsatz für den Zeigefinger zum Beispiel, der Menschen mit körperlichen Behinderungen befähigt, Buchseiten mit einer Hand aufzuhalten.
Ein Öffner für Getränkedosen, sodass diese selbstständig geöffnet werden können. Oder ein Zeigestab, um Aufzugknöpfe oder Lichtschalter aus dem Rollstuhl heraus zu betätigen. Auch Arbeitshilfsmittel für Arbeiten in der Werkstatt, z. B. Grafikvorlagen oder Hilfsmittel für Verpackungsarbeiten werden hier hergestellt.
Henrike Struck ist Leiterin des „Büros für Unterstützte Kommunikation“ sowie des Maker Space „Selfmade“ der Werkstätten der AWO Dortmund und erklärt im Video das Prinzip des 3D-Druckers: