OV Rheine: 150 aktive Mitglieder, 96 Jahre vor Ort, 7.532 Tassen Kaffee, 867 Grillwürste

Eine gute Adresse für Engagement, Gemeinschaft, Aktives Leben und Engagement: über 90 Jahre Ortsverein Rheine. Mit ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt man soziale Arbeit vor Ort. Vielen Bürgerinnen und Bürgern sind die Räume der AWO ein Stück zweite Heimat geworden. Hier trifft man sich, tauscht sich aus und holt sich nebenbei manch guten Rat.

Spurensuche: Die Geschichte der Arbeiterwohlfahrt in der Stadt Rheine

Am 16. Mai 1996 feierte die Arbeiterwohlfahrt – Ortsverein Rheine – ihr 50-jähriges Jubiläum. Sieben Jahre darauf wurde wieder gefeiert. Anlass war ihr 80-jähriges Bestehen. Niemand muss gut in Mathematik sein, um hier stutzig zu werden. Doch wie lassen sich die beiden Ereignisse erklären? Rein logisch betrachtet, muss ein Fehler vorliegen. Oder etwa nicht?

Als der Ortsverein Rheine 1996 sein Jubiläum feierte, ging man von der Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1946 aus. Niemand stellte dies damals in Frage, auch die älteren Mitglieder nicht, zwar wussten sie teils um Aktivitäten vor 1933, aber nicht das bereits ein Ortsverein bestanden hätten.

Einzig eine Person, der Historiker Dr. Lothar Kurz, kam der Sache eher nebensächlich auf die Spur. Im Rahmen einer Quellenaufarbeitung zur Geschichte der Sozialdemokratie in Rheine, fand er heraus, dass die Arbeiterwohlfahrt bereits in den 1920er Jahren in Rheine existiert hat. Genauer: Der Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt in Rheine, wurde bereits im April 1923 gegründet.

Diese Annahme, wird durch Zeitungsauschnitte belegt. Ebenso befinden sich im Stadtarchiv Rheine drei Unterlagen, aus denen das Bestehen des Ortsverbandes seit 1923 nachgewiesen werden kann. Dabei ist ein Zeitungsausschnitt aus der Zeitung Volkswille, einer sozialdemokratischen Zeitung, die in Münster erschien, besonders hervorzuheben. In einer Ausgabe vom 13. April 1923 hieß es: “Über Frauenfragen und Arbeiterwohlfahrtspflege spricht Parteisekretär Genosse Pohlmeyer am nächsten Montag, abends 7 1/2 Uhr, in einer Versammlung im Gewerkschaftshause, zu der vor allem Rheiner Arbeiterfrauen und Gönner unserer Sache und der Arbeiterwohlfahrtspflege freundlichst eingeladen werden.“ Hier kann davon ausgegangen werden, dass bei diesem Treffen die Gründung des Ortsausschusses stattfand.

Damals hat es vor allem von Frauen durchgeführte Aktivitäten für Frauen gegeben. Dazu zählten: Veranstaltungen, Frauennachmittage, Nähabende, Ferienausflüge für Kinder und Unterstützungen für kinderreiche und notleidende Familien. Der Grund dafür ist naheliegend, nach dem Krieg waren viele Familien von Arbeitslosigkeit betroffen und ebenso vielen Kinder wuchsen ohne Vater auf. Gerade die Frauen übernahmen in dieser Zeit die schwere Verantwortung den Blick weiter Richtung Zukunft zu tragen.

AWO für Vielfalt

Doch wie sieht es heute, 95 Jahre nach der Gründung bei dem AWO Ortsverein in Rheine aus?

Der Geruch von Käsesuppe durchflutet den Gemeinschaftsraum des Ortsvereins an diesem sonnigen Freitag im Juli. An einem gedeckten Tisch wartet schon einige Besucherinnen auf das Mittagessen.

Hier trifft man sich, tauscht sich aus und holt sich nebenbei manch guten Rat. Unter dem Slogan Begegnung und Bewegung gibt es ein umfangreiches Programm. Ob Tanz- oder Gymnastikgruppen, Radtouren, Tagesfahrten, Klönstunden oder sozialpolitische Informationsveranstaltung – für ein breites Programm wird hier regelmäßig gesorgt. Der AWO-Ortsverein in Rheine ist ein Ort, an dem alle zusammen kommen.

„Durch die AWO, ist man nicht allein“, erzählt Marianne Böing, die seit 20 Jahren Mitglied ist. Besonders im Alter sei das wichtig. „Viele ältere Menschen schließen sich zuhause ein und werden verbittert“.

Der Ortsverein in Rheine bietet einen Treffpunkt für die 138 ansässigen Mitglieder, aber auch jeder andere ist herzlich willkommen bei den von Mitgliedern ehrenamtlich organisierten Veranstaltungen. „Man hilft sich hier gegenseitig“, sagt Marianne Böing. „Der eine kocht Kaffee, ein anderer backt den Kuchen, deckt den Tisch oder spült am Ende des Tages.“

Für die Zukunft jedoch, wünscht sich Sophia van Es mehr junge Leute im Ortsverein und in der AWO generell. Seit sie ein Kind ist, hat sie eng mit der AWO verbunden und hat viele Jahre lang die Entwicklung des Ortsvereins in Rheine verfolgt.

„Uns fehlt es mittlerweile an Nachwuchs“, sagt sie etwas bedrückt. Das sei aber nicht nur ein Problem der AWO, denn auch anderen Vereinen mangelt es an Ehrenamtlichen. Grund dafür sei vor allem der Wandel der Gesellschaft. Junge Frauen arbeiten heutzutage, anstatt mit den Kindern zuhause zu bleiben wie es früher einmal üblich war und auch die unzähligen verschiedenen Freizeitangebote, die es heute gibt, verringern das Interesse am Ehrenamt in Vereinen. „Die Menschen bleiben heute auch einfach länger jung, und machen erstmal andere Dinge, wenn sie mit Anfang 60 in Rente gehen, anstatt ehrenamtliche Arbeit zu leisten“, erzählt sie.

Dennoch blicken die Damen vom AWO Ortsverein in Rheine positiv in die Zukunft.

„Es liegt an dem Engagement der Mitglieder, antwortet Sophia van Es auf die Frage, wie sich der Ortsverein schon seit nun 95 Jahren in Rheine halten kann. Sie ist überzeugt, dass er auch noch viele weitere Jahre bestehen und ein Ort des Zusammenseins für alle bleiben wird.

Der ehrenamtliche AWO Ortsverein Rheine ist dem AWO Kreisverband Steinfurt angegliedert, einem Zusammenschluss von zurzeit elf AWO Ortsvereinen im Kreis Steinfurt. Jörg Marciniak ist seit 7 Jahren erster Vorsitzender. Für den AWO Ortsverein Rheine sind harmonisches Miteinander, Sicherheit und optimale Versorgung wesentliche Grundprinzipen des menschlichen Zusammenlebens. Dieses soll geprägt sein von Respekt und Verantwortungsgefühl gegenüber der älteren Generation.

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Plakataktion „AWO für Vielfalt!“

Rheine, 09.06.2016: Mit der Plakataktion „AWO für Vielfalt!“ sprach sich die AWO ganz deutlich für gesellschaftliche Vielfalt aus. „Aufgrund eigener historischer Erfahrungen und unserer demokratischen Grundüberzeugung stellen wir uns gegen jede Vorstellung, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder ihres Glaubens in minderwertige Gruppen einteilt und ausgrenzt“, erläuterte Jörg Marciniak, Vorsitzender der AWO in Rheine.

Mit der Plakataktion schlägt der AWO Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen eine Brücke zwischen zwei bundesweiten AWO-Kampagnen: Der Kampagne „AWO gegen Rassismus“ rund um den internationalen Gedenktag gegen Rassismus am 21. März und der Aktionswoche „Echtes Engagement. Echte Vielfalt. Echt AWO.“, die vom 11. bis 19. Juni 2016 statt fand, und ganz unter dem Motto des AWO-Themenjahres „Für Menschen nach der Flucht. Miteinander in Würde leben“ ergänzte Herbert Speemanns vom AWO-Unterbezirksvorstand.

Im ganzen Bundesgebiet beteiligte sich die AWO mit Aktionen zum Gedenktag gegen Rassismus. Der AWO Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen hatte anlässlich des Aktionstages seine Einrichtungen und Dienste dazu aufgerufen, Fotos zu schicken, die Ausdruck der Vielfalt in den AWO-Einrichtungen sind. Aus den zugesandten Bildern ist eine bunte Collage unter dem Motto „AWO für Vielfalt!“ entstanden. Im Rahmen der bundesweiten **Aktionswoche** im Juni haben alle 250 AWO-Einrichtungen im Unterbezirk das Plakat aufgehängt.

Doch die AWO Münsterland-Recklinghausen wollte das Plakatmotiv nicht nur innerhalb des Verbandes nutzen, sondern damit auch an die Öffentlichkeit gehen. Aus diesem Grund mietet sie zwischen dem 7. und 20. Juni große Plakatwände in mehreren Städten des Unterbezirks an und präsentiert das Plakatmotiv einer breiten Öffentlichkeit wie auch hier an der Hansaallee/Ecke Peterstraße in Rheine. „Wir wollen damit ein öffentliches Zeichen für gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz für Andere setzen“, berichtet Jörg Marciniak.

„Unser Staat, unsere Gesellschaft und unser Wohlfahrtsverband stehen derzeit vor einer immensen Herausforderung. Doch für uns ist ganz klar: Wir wollen die Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, in unsere Mitte aufnehmen“, ergänzt Herbert Speemanns. Bereits jetzt leistet die AWO beachtliches – auch hier im Kreis Steinfurt in der Flüchtlingshilfe und trägt ihren Teil dazu bei, Menschen in Deutschland willkommen zu heißen und zu integrieren.

Die AWO gestaltet aktiv Vielfalt mit und bemüht sich solidarisch um diejenigen, die Unterstützung benötigen. Die Arbeiterwohlfahrt setzt sich für eine solidarische und tolerante Gesellschaft ein. „Unser Handeln bestimmen wir durch unsere Grundwerte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Das setzen wir in unserem Alltag um und das tragen wir mit Aktionen und Veranstaltungen wie dieser Plakataktion offensiv in die Öffentlichkeit“, erklärte Gisela Stoyke, Leiterin der AWO-Kita Ludgeristraße.

Info: Auf dem Bild oben des Fotografen (von rechts): Jörg Marciniak, AWO Vorsitzender in Rheine, Gisela Stoyke, Leiterin der AWO-Kita Ludgeristraße, Herbert Speemanns, Vorstandsmitglied des AWO Unterbezirks Münsterland-Recklinghausen sowie weitere Mitglieder des AWO-Ortsvereins Rheine – u.a. auch Karl-Heinz Brauer (stellv. Bürgermeister)

www.awo-rheine.de

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Westfälische Hochschule Gelsenkirchen
Ortsverein Rheine
AWO FÜR VIELFALT: Ralf Münninghoff