Friedhelm Schlichting: Die Fusion von Unterbezirken

Friedhelm Schlichting

Friedhelm Schlichting über die Fusion der Unterbezirke und das Ehrenamt.

Ein ganzes halbes AWO-Leben

Die dunkelblaue Jeans wird von Hosenträgern festgehalten. Mit dem gestreiften Hemd, das ordentlich in die Hose gesteckt ist, und dem Jackett darüber, wirkt Friedhelm Schlichting schick, aber dezent gekleidet. Seine Augen hinter der leicht getönten Brille schauen aufmerksam durch die Unterlagen. Die AWO­-Anstecknadel im Revers verrät seinen Stolz über die Zugehörigkeit zu dem Wohlfahrtsverband.

2008: Ein für die AWO geschichtlich bedeutendes Jahr. In den Köpfen der meisten gar nicht so lange her. Doch es sind bereits über zehn Jahre vergangen. Zehn Jahre in denen sich einiges verändert hat.

Die früheren Unterbezirke Westmünsterland, Münster-Steinfurt und Recklinghausen sind fusioniert und mit ihm fing alles an: Friedhelm Schlichting. „Ich war erster, erster Vorsitzender”, sagt er mit einem leichten Lächeln über seinen Wortwitz.

Der mittlerweile Ehrenvorsitzende hat seine Anstecknadel für 40 Jahre bei der Arbeiterwohlfahrt bekommen. Neben ihm an dem riesigen Konferenztisch sitzt einer seiner langjährigen Begleiter. Eckard Andersson war viele Jahre ehrenamtlich bei der AWO als Vorsitzender verschiedener Unterbezirke tätig und hat 2008 ebenfalls aktiv bei der Gründung des „großen“ Unterbezirks mitgeholfen.

Die beiden ergrauten Herren wirken nach der nun schon jahrelangen gemeinsamen Arbeit bei der AWO sehr vertraut und haben Spaß zusammen. Als sie über die Namensgebung für die Fusion vor 10 Jahren nachdenken fällt ihnen ein: „Wir haben darüber diskutiert, welcher Bezirk vorne stehen darf. Also ob Recklinghausen-Münsterland oder Münsterland-Recklinghausen. Außerdem kam auch der Vorschlag Ostholland auf”, erzählt Eckard und beide lachen. 

Es ist dann bekanntlich der Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen geworden. Aber solche Formalitäten sind bei der ehrenamtlichen Arbeit gar nicht so wichtig. Friedhelm Schlichting war über 20 Jahre hauptamtlich und ist bis heute ehrenamtlich bei der AWO tätig.

Auch Eckard Andersson war bis 2012 Ehrenamtlicher. Für die beiden ist ziemlich deutlich was die ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit bei der Arbeiterwohlfahrt ausmacht.

„Das ist ein ganz beglückendes Gefühl, für Leute, die hilfsbedürftig und auf andere Leute angewiesen sind, da zu sein. Sie anzuhören und ihnen helfen zu können. Das ermöglicht einem so ein gemeinnütziger Wohlfahrtsverband am ehesten.”

Wir haben ja nun eine Menge von Einrichtungen und Angeboten und die kann man dann vermitteln und das macht einfach große Freude, nebenbei natürlich auch die Gemeinschaft mit anderen Ehrenamtlichen was zu bewirken”, fasst Eckard Andersson seine Erfahrungen zusammen und seine Augen funkeln dabei hinter den runden Brillengläsern.

Bezirke

Hinter der ruhigen Fassade von Friedhelm Schlichting scheint Zustimmung zu herrschen: „Kann ich so nur unterstreichen. Helfen, da wo es schwächere Menschen gibt, wo Hilfe nötig ist”.

Kinder, Altenpflege, Menschen mit Behinderung überall in diesen Gruppen ist der Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen aktiv. Das bedeutet natürlich viel Arbeit und das sieht mittlerweile bei der Umsetzung gar nicht mehr so einfach aus. „Das größte Problem ist, dass auch wir darunter leiden, Fachkräfte zu finden”, fügt Friedhelm hinzu. Und nicht nur Mitarbeiter fehlen, „auch die ehrenamtliche Arbeit nimmt ab”, meint Eckard „es gibt keinen Nachwuchs mehr.” Die jungen Leute engagieren sich schon noch, aber eher projektbezogen und nicht mehr im Verband. Über die AWO sagen sie, sei man so eingebunden und es gäbe nur alte Leute”. 

Diese Entwicklung stellt den Unterbezirk auch nach zehn Jahren noch vor viele Herausforderungen. Eckard Andersson, als mittlerweile Ehemaliger und Friedhelm Schlichting, als aktiver Ehrenvorsitzender wünschen sich von der Jugend vor allem eins: „Sie sollen sich mehr engagieren” und „nicht nur dasitzen und sagen: „Da muss man doch mal was machen”.

„Teilnehmen heißt Einfluss nehmen. Die Chance zum Teilnehmen besteht”

Dann werden die nächsten zehn Jahre des Unterbezirks Münsterland-Recklinghausen vielleicht genauso erfolgreich wie die ersten zehn. Bei einer Sache kann man sich aber sicher sein: ohne Friedhelm Schlichting wäre der Unterbezirk bestimmt nicht so wie er heute ist. Von 100 Jahren AWO ist er schon erstaunliche 50 Jahre dabei und wird so schnell auch nicht mit dem Ehrenamt aufhören.

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Westfälische Hochschule Gelsenkirchen