Senioren bowlen mit der Wii-Konsole

Senioren bowlen mit der Wii-Konsole

Der AWO-Ortsverein Herdecke-Ende geht ungewöhnliche Wege ...

Die ollen Dollen ...

Konzentriert schmeißt sie ihre Hände in die Luft. In ihrer rechten Hand hält sie eine Wii-Fernbedienung und wartet gespannt darauf, wie viele Pins sie auf der Leinwand trifft. Ein Jubelschrei. Strike. Mit einem Lächeln im Gesicht setzt sie sich wieder auf ihren Stuhl. Die Falten in ihrem Gesicht und ihre grauen Haare lassen auf ihr Alter schließen. In ihnen lässt sich ihre Lebenserfahrung deutlich erkennen. Elsbeth Zöhner ist bereits 87 Jahre alt und besucht regelmäßig den Offenen Freitagstreff des AWO Ortsvereins in Herdecke-Ende, den ihre Tochter Annegret Graefe leitet.

Dort bowlt sie mit anderen Senioren auf einer Wii Konsole oder spielt andere Gesellschaftsspiele. Sie selbst hat über Jahrzehnte bei der Arbeiterwohlfahrt in Herdecke-Ende mitbestimmt und gilt als Urgestein der AWO. Als junge Frau tritt sie 1957 in den Verband ein, wird einige Jahre später zur Hauptkassiererin gewählt und tritt dem Vorstand bei. Seit 60 Jahren bestimmt der Ortsverein nun ihr Leben.

Seitdem sie Mitglied ist, hat sie viel erlebt. Während sie in Erinnerung an die Vergangenheit schwelgt und ihre Geschichten erzählt, leuchten ihre Augen. Sie erzählt von der Zeit in der ihr Ortsverein keinen Raum hatte. „Die alte Begegnungsstätte wurde abgerissen und die Stadt sah es nicht für nötig einen Raum zur Überbrückung zur Verfügung zu stellen. Wir wichen auf verschiedene Räume aus, trafen uns in einer Schule oder in der Küche eines Mitglieds, bis die neue Begegnungsstätte fertig war. Wir haben immer zusammengehalten. Auch wenn gefeiert wurde, kamen am nächsten Morgen alle zusammen, um gemeinsam aufzuräumen.“

Es gab allerdings auch Zeiten, so erzählt sie, in denen sie sich in ihrer Aufgabe als Hauptkassiererin nicht unterstützt fühlte. Sie wollte sich nicht mehr für das Amt aufstellen lassen. Doch der 1.Vorsitzende sprach ihr gut zu: „Mensch, mach das doch, wir sehen schon zu, dass alles funktioniert.“ Daraufhin übernahm sie doch noch einmal das Amt. Diese Aufgabe hat inzwischen ihre Tochter übernommen, da es ihr in ihrem Alter zu viel geworden ist.

Zur AWO hat ihre Mutter sie gebracht. Elsbeth wurde als Baby bereits von ihrer Mutter, die ein Gründungsmitglied des Ortsvereins war, zu den AWO-Treffen mitgebracht. Daher kannte sie über die Jahre hinweg jedes einzelne Mitglied und hat sich immer sehr wohl gefühlt. Als sie selbst in dem Alter war beizutreten, ist ihr die Entscheidung jedoch schwergefallen. „Meine Tochter Annegret war zu dem Zeitpunkt erst zwei Jahre alt, und ich wollte sie nicht alleine lasse. Mein Vater aber hat gesagt „Überleg nicht, ich pass auf sie auf“. Dafür bin ich ihm sehr dankbar“. Inzwischen ist sie die einzige im Ortsverein, die schon so lange Mitglied bei der AWO ist und alles miterlebt hat.

Elsbeth Zehner mit Tochter Annegret Graefe

Auch Mitglied bei den „Dollen Ollen“ war Elsbeth. Eine Theater-Gruppe des Ortsvereins, die ihr gesamtes Programm selbst geschrieben haben und damit in Altenheimen, an Geburtstagen von AWO-Mitgliedern und an Weiberfastnacht aufgetreten sind. „Es war eine tolle Zeit, wir hatte sehr viel Spaß und ich bin dadurch freier geworden. Schade, dass die „Dollen Ollen“ sich aufgelöst haben, aber wir werden älter und inzwischen sind auch schon drei aus unserer Gruppe gestorben“, sagt sie traurig. Eine Begründung warum es auch gut ist, dass die Gruppe nicht mehr existiert liefert sie auch unter schallendem Gelächter „Wenn ich ihnen jetzt vorsingen würde: „‘Wir sind so schön und sexy‘, würden sie uns das abnehmen?“

Aus den „Dollen Ollen“ wurde der Offene Freitagstreff. Regelmäßig trifft Elsbeth sich dort mit anderen Senioren der AWO einfach um zu reden, und um wie sie sagt „miteinander alt zu werden“. Elsbeth genießt so ihre Zeit im Ruhestand, behauptet sich beim bowlen immer ganz vorne in der Spitzengruppe und kniet sich voll und ganz rein. Der Spaß den sie dabei hat ist unverkennbar. Dennoch bemüht sie sich immer noch um die Belange der AWO- und das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben.

Autoren
Lea Friedrich, Westf. Hochschule Gelsenkirchen