Aktion GUTMENSCH. Farbe bekennen.

Gutmensch

Dortmund 2017: Wir erobern uns jetzt das Wort „Gutmensch“ zurück.

Aktion Gutmensch

Traurig, aber wahr: „Gutmensch“ wird heute als Schimpfwort genutzt. 
Und das beschreibt nicht allein ein Problem der Sprache, sondern ein tragische Verschiebung im gesellschaftlichen Wertekontext. 

Clever ist, wer Vorteile nimmt, Profit maximiert, Steuern hinterzieht, sich abgrenzt und für sich selber sorgt. Dumm ist, wer Fairness, Integration und Nachhaltigkeit lebt, sich solidarisch zeigt und für andere engagiert. Aber das ist definitiv nicht die Gesellschaft in der WIR leben wollen! 
Unsere Gesellschaft soll bunt, vielfältig, gerecht und gut sein. Deshalb erobern wir uns jetzt das Wort „Gutmensch“ zurück. Mach mit!

Mit diesem Aufruf wendet sich die AWO Unterbezirk Dortmund 2016 bei Facebook an die Öffentlichkeit.

„Eine Gesellschaft, in der BEHINDERT, SCHWUL und GUTMENSCH als Schimpfwörter funktionieren, hat ein Problem“ findet die bekannte Internet-Künstlerin „Barbara“ und hat ein entsprechendes Bild gepostet. Eine Aussage, die für die Dortmunder AWO den Nagel auf den Kopf trifft. Sie hat daher die „Aktion Gutmensch - Farbe bekennen“ gestartet. 

AWO-UB Dortmund Geschäftsführer Andreas Gora trieb schon lange der Gedanke um, den Begriff für die Demokrat*innen „zurückzuerobern“ und gab daher den Anstoß für die Aktion. „Barbara“ unterstützt die Aktion und hat ihr Motiv für Postkarten und Plakate zur Verfügung gestellt. 

„Gute Menschen sollten nicht beschimpft werden. Steuerhinterzieher mit Briefkastenfirmen, das sind die wahren Asozialen“, betont die AWO-Vorsitzende Gerda Kieninger. „Sie schädigen unsere Gesellschaft und werden dennoch bejubelt.“

Zeit für Bekenntnisse 

Offenbar seien gesellschaftliche Werte verrutscht. Dem müsse und wolle die AWO entgegensteuern: „Wir stehen für solidarische Werte ein. Unser Handeln ist geprägt von Solidarität, Toleranz und Gerechtigkeit“, so Kieninger. „Das Wort Gutmensch muss wieder dafür genutzt werden, wofür es wirklich steht.

Für Menschen, die Gutes in der Gesellschaft tun“, unterstreicht Nele Butschkau. Gemeinsam mit Björn Wunderwaldt engagiert sie sich im Jugendwerk der AWO. „Daher vertreten wir auch diese Aktion und hoffen, dass sich auch viele junge Leute beteiligen.“ 

Anstecker, Plakate, Postkarten in verschiedenen Größen sowie auch Aufkleber sind gegen eine kleine Spende bei der AWO zu haben, berichtet Anja Butschkau. 

 

Gerda Kieninger, Andreas Gora, Gutmensch

Facebook-Seite zur Aktion 

Die „Aktion Gutmensch“ ist auch bei Facebook mit einer eigenen Seite präsent: Interessierte können so in Kontakt treten und auch Geschichten veröffentlichen. Zum Beispiel also, was für sie Gutmenschen sind oder wo sie einem selbst begegnet sind. www.facebook.com/gutmensch.awo

„Unsere Aktion steht der Stadt Dortmund ganz gut zu Gesicht“, resümiert Gora. Er freut sich darüber, dass mittlerweile viele AWO-Verbände die Aktion unterstützen und Bestellungen aus verschiedenen Ecken der Republik eingetrudelt sind. Auch mehrere Landespolitiker*innen haben bereits Zeichen gesetzt und sich zur Aktion bekannt - darunter Landtagspräsidentin Carina Gödecke, Familienministerin Christina Kampmann sowie NRW Arbeits- und Sozialminister Rainer Schmeltzer. 

Das Besondere am Anstecker: Die AWO hat bewusst auf ihr Logo verzichtet und stellt ganz und gar den Begriff „Gutmensch“ in den Mittelpunkt. Allerdings ganz dezent, so dass man das Bekenntnis auch am „kleinen Schwarzen“ tragen könne. 

„Wir gehen davon aus, dass die Aktion einen Schneeballeffekt auslöst. Sehr gut kam die Aktion beispielsweise beim „Tag der Arbeit“ im Westfalenpark sowie beim „DORTBUNT“-Festival in der Dortmunder City an. 

Hier war die AWO mit einem entsprechenden Stand vor Ort - Menschen konnten hier direkt an der Fotoaktion teilnehmen und ihre Botschaften auf Karten verewigen“, berichtet Björn Wunderwaldt. 

Deutungshoheit zurück bekommen 

„Die Menschen sollen sich als gute Menschen outen. Wir wollen so die Deutungshoheit zurückbekommen.
Ich lass´mir das nicht nehmen“, so Andreas Gora. Die AWO will daher mit gutem Beispiel vorangehen. So sollen auch die rund 1.700 hauptamtlich Beschäftigten bei der AWO und ihren Tochtergesellschaften sowie die 6.500 Mitglieder in den 49 Ortsvereinen mitmachen. 

„Wir machen gute Arbeit und sind Gutmenschen. Dafür muss man sich nicht schämen“, betont Anja Butschkau. 

Für Beate Franz (Foto) der AWO Ruhr-Mitte sind Gutmenschen vor allem empathisch. Sie sagt: "In Zeiten, in denen Menschen, die am Boden liegen, einfach übersehen werden, brauchen wir soziales Miteinander als Gegenpol zur Entmenschlichung unserer Gesellschaft." Gutmenschen der Geschichte seien etwa "Picasso, der 'Guernica' gemalt hat. Oder Dietrich Bonhoeffer, der sich dem Nazi-Terror widersetzt hat und dafür sein Leben lassen musste.

Auch Willy Brandt war Widerstandskämpfer, mit seinem Kniefall von Warschau hat er Demut bewiesen. Marie Juchacz und Simone de Beauvoir haben für die Frauenrechte gekämpft. Mein Lieblingsschriftsteller John Steinbeck, hat sich literarisch mit den elenden Bedingungen von Menschen am Rande der Gesellschaft auseinandergesetzt. Trotz oder gerade wegen seiner 'gutbürgerlichen' Herkunft."

„Ein Gutmensch zeigt Interesse für seine Umwelt und zeichnet sich durch seine Hilfsbereitschaft aus.“ So beschreibt Brigitte Kasa-Kuhenn, (Foto) Vorsitzende des AWO Ortsvereins Rentfort und Mitglied im Vorstand des AWO Unterbezirkes Münsterland-Recklinghausen einen Gutmenschen. „Damit das Miteinander erhalten bleibt, brauchen wir Gutmenschen in unserer Gesellschaft!“

Für Friedhelm Schlichting, (Foto) Ehrenvorsitzender des AWO Unterbezirkes Münsterland-Recklinghausen ist Albert Schweitzer ein historischer Gutmensch. „Der Einsatz für Gerechtigkeit, Freiheit, Solidarität und Hilfsbereitschaft macht einen Gutmenschen aus. Es ist gerade heutzutage wichtig, dass es Menschen gibt, die sich für diese Werte einsetzen und ein Gegengewicht gegenüber populistischen und extremistischen Gruppierungen und Parteien schaffen“, ist seine Meinung.

Beate Franz, AWO Ruhr-Mitte
Brigitte Kasa-Kuhenn, Vorsitzende des AWO Ortsvereins Rentfort und Mitglied im Vorstand des AWO UB Münsterland-Recklinghausen
Gerda Kieninger, Vorsitzende des AWO UB Dortmund
Friedhelm Schlichting, Ehrenvorsitzender des AWO Unterbezirkes Münsterland-Recklinghausen
Andreas Gora, Geschäftsführer beim AWO UB Dortmund
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AWO Unterbezirk Dortmund