Über mehr nach Martin Kayshs Geschmack wird in dem Dortmunder und Bochumer Straßenmagazin ,bodo’ geredet. „Es füllt eine Lücke im publizistischen Raum, die andere hinterlassen haben.” Und diese füllt er mit, denn seit 2008 schreibt er eine monatliche Satire für das Magazin. Beziehungsweise für die Arbeiterwohlfahrt - aber in dem Magazin. „Irgendwann kam jemand aus dem Verband auf die Idee, dass man die Anzeige ,Hey, Leute - findet die AWO gut’ mit einer Satire von mir bereichern könnte.”
Deshalb schreibt er nun Monat für Monat einen Beitrag, der in diesem Magazin erscheint. „Josephine Baker sagte mal: ,You can pay me, but you can’t buy me’ und so ist das auch. Die AWO stellt sich vor und ich kann mich publizistisch äußern, das finde ich ist 'ne gute Kombination.”
Die Themen kommen da entweder aus dem Ruhrgebiet oder dem sozialen Bereich. „Die spielen im Kabarett oft keine große Rolle. Man macht so billige Witze über Merkel oder so — das ist schnell erledigt.” Er aber beschäftigt sich mit Themen, wie Erhöhung von Bußgeldern für Schwarzfahrer, oder Sanktionieren von Hartz IV Empfängern.
Dass er damit mal andere quälen würde, hatte er nicht beabsichtigt. „Irgendwann tauchte einer meiner Glossentexte in einem Schulbuch mit einer Musteranalyse auf”, erzählt er sichtlich peinlich berührt, gleichzeitig aber auch voller Stolz. „Das war für weiterführende Schulen in Berlin. Also da hat jemand wirklich eine Glosse von mir genommen und analysiert — da wurde ich rot als ich das gelesen hab.” In Gedanken an die „armen Schüler, die demnächst mit mir um ihre Noten kämpfen müssen“, fährt er sich mit den Händen über das Gesicht und die kleine ovale Brille verrutscht etwas auf der Nase. „Da möchte ich mich für entschuldigen. Da bin ich unschuldig. Find’s trotzdem lustig.”
In seiner Zeit mit der AWO ist Martin Kaysh eine Person besonders ans Herz gewachsen. „Bodo ist ein alter Mann - ... also ich bin auch alt, aber der ist ein richtig alter Mann. Aber ein guter alter Mann. Der kommt regelmäßig zu den Vorstellungen vom Geierabend und man freut sich, dass man sich sieht.” Bodo Champignon war lange Zeit der Vorsitzende des AWO-Bezirks Westliches Westfalen, bis er seinen Posten 2012 übergab.
Aber auch die anderen Mitarbeiter stehen bei Kaysh hoch im Kurs: „Ich kann mich mit den Leuten über soziale Themen unterhalten und finde kompetente Ansprechpartner - ich glaube, dass wir einfach gut zusammenpassen. Ich werde nie Pressesprecher der AWO sein. Ich werde immer noch eine eigene Meinung haben, die ich dann zur Not auch sage, aber wir kommen gut miteinander klar”, sagt er und lächelt.