Eine Leidenschaft ein Leben lang
Franz-Josef Herbst zeigt, wie einfach es sein kann, Beruf und Leidenschaft zu vereinen. Der 76-Jährige weiß dabei auch noch ganz genau, wie er diese Leidenschaft an andere Menschen heranträgt. Früher war er Binnensegler und Besitzer einer eigenen Segelschule und heute segelt er mit den Besuchern des Schnapp’s Hofs auf dem Möhnesee.
Der Wind peitscht auf das Wasser. Die Stege schaukeln auf den Wellen gefährlich hin und her. Im Vorgarten liegt eine schwarze Boje und ein großer rostiger Anker. „Hier müssen wir richtig sein“, denken die vier Studenten und klopfen an der Eingangstür vom Schnapp’s Hof.
Es riecht nach Kaffee und Plätzchen. Die Tische im hell eingerichteten Speisesaal sind liebevoll gedeckt. „Die Einrichtung ist in erster Linie für Senioren und behinderte Menschen gedacht. Sie können bei uns Urlaub machen.“ Während Petra Herbst, die Leiterin des Hauses, bereits von ihrer Arbeit erzählt, genießen die Studenten die Aussicht auf den Möhnesee. Es fühlt sich so an, als könnte man die Füße direkt in das Wasser halten, so nah ist das Gebäude am See gebaut. Klick – es hört sich an wie das Öffnen einer Haustür. Keine Sekunde später platzt Petras Mann, Franz-Josef Herbst, herein.
„So, lasst uns erstmal ein bisschen Musik anmachen“, sagt der Mann lachend als erstes. „Das ist besser für die Stimmung.“ Die Studenten müssen schmunzeln, einen besseren Protagonisten hätten sie für ihr Video nicht finden können. Franz-Josef Herbst gehört zu den Menschen, die die ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten, sobald sie den Raum betreten. Schon in den ersten Minuten ist seine lockere und fröhliche Einstellung zu bemerken. Und auch das Optische passt einfach perfekt. Sein dunkelblauer Strickpullover, der längere weiße Bart, die runde Brille und die schwarze Mütze auf dem Kopf lassen ihn wie einen echten Seemann aussehen.
Ein schriller Pfiff lässt die Studenten zusammenzucken. Herr Herbst steht auf der Terrasse und lehnt sich mit seinem Körper an das graue Geländer aus Stahl. Mit einer Hand im Mund erzeugt er laute Pfeiftöne, mit der anderen wedelt er wild in der Luft herum. Der ehemalige Segelschul-Lehrer macht keine halben Sachen und unterstützt die Studenten so gut, wie es geht. „Hey, komm mal näher“, schreit er einen ca. 50 Meter entfernten Windsurfer an. Die Studenten sollen ihre perfekte Video-Aufnahme unbedingt bekommen.
„Ich hatte 30 Jahre lang eine eigene Segelschule und habe schon so einiges erlebt“, fängt Herr Herbst bei dem Anblick an, zu erzählen. „Es ist schön, dass ich immer noch zum Segeln rausfahren kann. Noch schöner ist es, wenn ich das zusammen mit Besuchern des Schnapp’s Hofs machen kann. Für viele ist das immer ein besonderer Moment.“
Riesige Tortenstücke, so groß wie die von einer Pizza werden von einer freundlichen Bedienung auf den liebevoll dekorierten Holztisch gebracht. Auch das lässt Franz-Josef Herbst sich nicht nehmen. Er und seine Frau laden die vier Studenten nach einigen Stunden langer Arbeit zum Kaffeetrinken ein. Und das natürlich im beliebtestem Café weit und breit.
„Ihr seid eine tolle Truppe“, sagt der Mann und trinkt einen Schluck aus der großen Tasse. „Ich hoffe, ihr habt die Aufnahmen bekommen, die ihr braucht.“ Die Studenten nicken zufrieden. Herr Herbst bietet für sie sogar noch mehr als tolles Video-Material – nämlich eine echte Geschichte hinter der Geschichte.