Schnapps' Hof - Gästehaus am Möhnesee

Der maritime Schnapps' Hof - Zimmer, Verpflegung und mehr ...

Die Dankbarkeit der Gäste ist unbeschreiblich.
Da bekomme ich immer wieder eine Gänsehaut“

Petra Herbst leitet seit elf Jahren den Schnapp’s Hof. Ein Gästehaus der AWO direkt am Möhnesee, hauptsächlich gebaut für Senioren und behinderte Menschen. Es scheint ein ganz normaler Job zu sein, den Petra Herbst dort ausübt, aber für sie ist es etwas ganz besonderes. Dabei scheint auch die Umgebung ihres Arbeitsplatzes, eine große Rolle zu spielen.

Was macht Ihren Beruf für Sie so einzigartig?

„Ich habe schon immer gerne mit Menschen zusammengearbeitet, aber hier ist das etwas anderes. Jeden Tag erlebe ich neue Geschichten von ganz besonderen Menschen. Vor allem ist es schön, mit behinderten Menschen zusammen zu sein. Sie reagieren viel intensiver auf kleine Gesten und drücken ihre Dankbarkeit sehr stark aus. Ganz selten haben wir hier auch Besuch von jungen Soldaten, die zum Beispiel aus Afghanistan kommen und sich von der dramatischen Situation dort erholen. Das finde ich echt faszinierend.“

In welchen Momenten haben Sie so eine Dankbarkeit von Ihren Gästen verspürt? „Diese Momente habe ich häufig gemeinsam mit meinem Mann erlebt. Er bietet nebenbei an, dass unsere Gäste hier mit seiner Begleitung segeln können. Da er sehr erfahren ist, können auch unsere behinderten Gäste mit ihm auf einen Törn gehen.

Ich erinnere mich noch an den Tag, als eine kleine Gruppe mit dem Boot am Steg ankam und ausstieg. Einer der behinderten Gäste strahlte übers ganze Gesicht. Diese Freude und Dankbarkeit, die er ausstrahlte war wirklich unbeschreiblich. Es schien mir so, als hätte er auf dem Wasser eine Freiheit erlebt, die ihn vergessen ließ, dass er sonst in seinem Alltag eingeschränkt ist. Da bekomme ich jetzt schon wieder Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war wirklich schön.“

Wie wichtig ist für Sie die Lage des Hauses?

„Die Lage des Hauses macht meinen Beruf so schön und einzigartig. Der Schnapp’s Hof ist wirklich das einzige Haus am Möhnesee, dass direkt am Wasser liegt. Wir haben hier unseren eigenen Steg und eigene Segelboote.

Und die Aussicht, die wir vom Haus aus haben, ist wirklich einzigartig: Jeden Tag aufs Neue können wir aus dem Fenster auf das schöne Wasser sehen. Und direkt gegenüber liegt ein Naturschutzgebiet, der Arnsberger Wald. Es ist einfach beeindruckend mitanzusehen, wie der Wald sich zu jeder Jahreszeit immer und immer wieder verändert. Die vielen Wasservögel und das maritime Flair sorgen dafür, dass man fast den Eindruck bekommt man sei im Urlaub.“

Ist der Schnapp’s Hof denn auch für die Gäste ein besonderer Ort?

„Ich denke, dass ein Urlaub hier bei uns für jeden etwas besonderes ist. Unsere Gäste kommen hauptsächlich aus dem Ruhrgebiet, da sind sie ja kaum etwas anderes gewohnt als dicht besiedelte Großstädte und riesige Industriegebiete. Man braucht aus dem Ruhrgebiet also gar nicht so weit fahren und schon ist man von einer ganz anderen Atmosphäre umgeben.

Hier steht für die meisten Gäste Erholung an erster Stelle. Und sollte es hier einmal langweilig werden, ist die Hansestadt Soest und auch Bad Sassendorf nicht weit entfernt. Beides sind sehr schöne Städte! Ich hoffe wir können das Haus für unsere Gäste noch einige Zeit weiterführen. Das würde ich mir wirklich wünschen.“

https://bildung.awo-ww.de/schnapps-hof

Ehepaar Herbst

Eine Leidenschaft ein Leben lang

Franz-Josef Herbst zeigt, wie einfach es sein kann, Beruf und Leidenschaft zu vereinen. Der 76-Jährige weiß dabei auch noch ganz genau, wie er diese Leidenschaft an andere Menschen heranträgt. Früher war er Binnensegler und Besitzer einer eigenen Segelschule und heute segelt er mit den Besuchern des Schnapp’s Hofs auf dem Möhnesee.

Der Wind peitscht auf das Wasser. Die Stege schaukeln auf den Wellen gefährlich hin und her. Im Vorgarten liegt eine schwarze Boje und ein großer rostiger Anker. „Hier müssen wir richtig sein“, denken die vier Studenten und klopfen an der Eingangstür vom Schnapp’s Hof.

Es riecht nach Kaffee und Plätzchen. Die Tische im hell eingerichteten Speisesaal sind liebevoll gedeckt. „Die Einrichtung ist in erster Linie für Senioren und behinderte Menschen gedacht. Sie können bei uns Urlaub machen.“ Während Petra Herbst, die Leiterin des Hauses, bereits von ihrer Arbeit erzählt, genießen die Studenten die Aussicht auf den Möhnesee. Es fühlt sich so an, als könnte man die Füße direkt in das Wasser halten, so nah ist das Gebäude am See gebaut. Klick – es hört sich an wie das Öffnen einer Haustür. Keine Sekunde später platzt Petras Mann, Franz-Josef Herbst, herein.

„So, lasst uns erstmal ein bisschen Musik anmachen“, sagt der Mann lachend als erstes. „Das ist besser für die Stimmung.“ Die Studenten müssen schmunzeln, einen besseren Protagonisten hätten sie für ihr Video nicht finden können. Franz-Josef Herbst gehört zu den Menschen, die die ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten, sobald sie den Raum betreten. Schon in den ersten Minuten ist seine lockere und fröhliche Einstellung zu bemerken. Und auch das Optische passt einfach perfekt. Sein dunkelblauer Strickpullover, der längere weiße Bart, die runde Brille und die schwarze Mütze auf dem Kopf lassen ihn wie einen echten Seemann aussehen.

Ein schriller Pfiff lässt die Studenten zusammenzucken. Herr Herbst steht auf der Terrasse und lehnt sich mit seinem Körper an das graue Geländer aus Stahl. Mit einer Hand im Mund erzeugt er laute Pfeiftöne, mit der anderen wedelt er wild in der Luft herum. Der ehemalige Segelschul-Lehrer macht keine halben Sachen und unterstützt die Studenten so gut, wie es geht. „Hey, komm mal näher“, schreit er einen ca. 50 Meter entfernten Windsurfer an. Die Studenten sollen ihre perfekte Video-Aufnahme unbedingt bekommen.

„Ich hatte 30 Jahre lang eine eigene Segelschule und habe schon so einiges erlebt“, fängt Herr Herbst bei dem Anblick an, zu erzählen. „Es ist schön, dass ich immer noch zum Segeln rausfahren kann. Noch schöner ist es, wenn ich das zusammen mit Besuchern des Schnapp’s Hofs machen kann. Für viele ist das immer ein besonderer Moment.“

Riesige Tortenstücke, so groß wie die von einer Pizza werden von einer freundlichen Bedienung auf den liebevoll dekorierten Holztisch gebracht. Auch das lässt Franz-Josef Herbst sich nicht nehmen. Er und seine Frau laden die vier Studenten nach einigen Stunden langer Arbeit zum Kaffeetrinken ein. Und das natürlich im beliebtestem Café weit und breit.

„Ihr seid eine tolle Truppe“, sagt der Mann und trinkt einen Schluck aus der großen Tasse. „Ich hoffe, ihr habt die Aufnahmen bekommen, die ihr braucht.“ Die Studenten nicken zufrieden. Herr Herbst bietet für sie sogar noch mehr als tolles Video-Material – nämlich eine echte Geschichte hinter der Geschichte.

Eingangsbereich
Seminarraum
Autoren
Sanja Middeldorf + Johanna Lahme, Westf. Hochschule Gelsenkirchen