All diese Probleme führen zur Isolation. Der Krankheitszustand kann sich dadurch sogar verschlechtern. Angehörige sind meist überfordert mit der Pflege. In türkischstämmigen Familien übernehmen die Familienmitglieder die Pflege als ein Zeichen von Respekt und Dankbarkeit. Ein Heim kommt nicht in Frage. Denn damals haben die Eltern die Kinder gepflegt. Nun wurden die Rollen getauscht. Hilfe ist nötig.
Doch es fängt mit dem Erreichen der Menschen an. Russischstämmige Menschen schämen sich oft für diese Krankheit. Wenn Angehörige Informationen einholen wollen, wird nicht offiziell für den eigenen Verwandten gefragt. Sie schieben die Ausrede vor, dass sie sich für einen Nachbarn informieren würden.
Um diese Scham zu überwinden, muss ein Zugang zu den Menschen gefunden werden. Im Jahr 2006 sprach das Projekt als Erstes in Europa die notwendige Hilfe für demente Migranten an. Im Jahr 2004 beschäftige sich schon das Vorläuferprojekt der Wohlfahrtsstiftung mit Unterstützungsangeboten.
Seit 2007 gibt es das Demenz-Servicezentrum für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Gelsenkirchen. Es gehört mit 12 weiteren Demenz-Servicezentren zur Landesinitiative Demenz-Service. Träger ist die Arbeiterwohlfahrt, Unterbezirk Gelsenkirchen-Bottrop.
Zur Beratung dementiell erkrankter Menschen und ihrer pflegenden Angehörigen sowie zur Ergänzung, Weiterentwicklung und Unterstützung bestehender Hilfeangebote fördern das Ministerium für Gesundheit, Emantipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen und die Pflegekassen im Rahmen der Landesinitiative Demenz-Service NRW seit Mitte 2004 den Aufbau von Demenz-Servicezentren.
Es ist einzigartig in seinem Schwerpunkt. Die Mitarbeiter, die selber einen Migrationshintergrund haben, erarbeiten Materialen in verschiedenen Sprachen. Erinnerungsspiele, Sprichwortkarten und Bücher. Aber auch Übungsaufgaben und Sportangebote. Diese Produkte sind hauptsächlich auf die russische und türkische Sprache und Kultur abgestimmt. Die große Nachfrage an das einzigartige Demenz-Servicezentrum spiegelt die Notwendigkeit wieder.
Andere Bundesländer versuchen dieses Konzept für sich zu übernehmen. Auch Universitäten arbeiten mit dem Zentrum an Projekten. Diese Angebote sollen den Migranten helfen, sich mit Übungen in der Muttersprache fit zu halten. Ein Stück Heimat zurückzuholen. Gegen die Demenz zu kämpfen. Denn an Demenz kann jeder Mensch erkranken, egal welcher Herkunft er ist.
Weitere Infos zum Demenz-Servicezentrum erhalten Sie beim AWO Unterbezirk Gelsenkirchen/Bottrop und bei Frau Bedia Torun.