Erinnerungsorte Bochum
Das Fanprojekt Bochum wurde im Dezember 2018 im Deutschen Fußballmuseum mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet.
Mit diesem Preis ehrt der Deutsche Fußball-Bund seit mittlerweile 14 Jahren herausragende Projekte, die sich für Demokratie, Menschenrechte sowie den Schutz von Minderheiten engagieren. Der Preis wird gestiftet in Erinnerung an den Karlsruher Kaufmann und Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch, der als Jude durch die Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt und ermordet wurde.
Im November 2015 wurde durch das Fanprojekt Bochum, auf Initiative der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte NRW e.V., die „Arbeitsgruppe Erinnerungsorte Bochum“ ins Leben gerufen. Jugendliche und junge Erwachsene Fans des VfL Bochum 1848 nahmen einen erstarkenden Rechtspopulismus sowie antisemitische Vorfälle in europäischen Fanszenen zum Anlass, sich für Demokratie und Menschenwürde zu engagieren.
Über zwei Jahre recherchierten die VfL-Fans im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, im Deutschen Fußballmuseum sowie in der Neuen Synagoge Bochums. Sie suchten nach Erinnerungsorten, die die Geschichte ihrer Stadt und ihres Bezugsvereins wiederspiegeln.
Die „Arbeitsgruppe Erinnerungsorte Bochum“ fand heraus, dass am 14. April 1938 drei Bochumer Sportvereine auf Wunsch der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei zum VfL Bochum 1848 „zwangsfusioniert“ wurden. Das Jahr 1938 war überdies auch ein bedeutendes für den als TuS Hakoah Bochum im Jahr 1925 gegründeten jüdischen Fußball- und Sportverein der Stadt - in freudiger wie dramatischer Hinsicht: am 26. Juni 1938 wurde der Verein letzter Fußballmeister im jüdischen Verband.
Nur drei Monate später erreichte der Antisemitismus im Dritten Reich mit der Pogromnacht eine neue Dimension der physischen Gewalt und beendete das Kapitel des jüdischen Fußballs zur Zeit des Nationalsozialismus.
Dreizehn Bochumer Erinnerungsorte werden in der Broschüre „1938 – nur damit es jeder weiß“ vorgestellt. Weit über 1000 interessierte Bochumer und VfL-Fans ergatterten eines der begehrten 48-seitigen Exemplare, das erstmals zum 80-jährigen Geburtstag des VfL Bochum 1848 zum Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern ausgelegt wurde.
Die jungen Fans arbeiteten jedoch weiter an dem Thema Bochum im Nationalsozialismus. Sie konzipierten einen Stadtrundgang, der viele Erinnerungsorte der Broschüre aufgreift. Am Vonovia Ruhrstadion startend führt er über die Neue Synagoge Bochums sowie den Dr. Ruer-Platz zum Nordbahnhof.
Der Deutsche Fußball-Bund ehrte das Bochumer Projekt, da es diesem gelingt, die Vereinsgeschichte auf anspruchsvolle Weise mit der Zeitgeschichte zu verbinden und sie nachhaltig an ein breites Publikum im und außerhalb des Fußballs zu vermitteln. Das Preisgeld in Höhe von 7.000 Euro wird für weitere erinnerungskulturelle Maßnahmen des Fanprojekt Bochum sowie der Arbeitsgruppe eingesetzt.