AWO Widerstandskämpferin Johanna Kirchner

 Johanna Kirchner

Johanna Kirchner (*24.04.1889  † 09.06.1944) ließ ihr Leben für die Gerechtigkeit ...

Johanna Kirchner 

… war eine deutsche Kommunalpolitikerin und Widerstandskämpferin in der Résistance.

Johanna Kirchner, geb. Stunz, stammte aus einer in langer Tradition der Sozialdemokratie verbundenen Familie. Mit knapp 18 Jahren wurde sie Mitglied und Funktionärin der SPD. 

Kurz nach der Geburt ihrer ersten Tochter heiratete sie 1913 den Gewerkschafter und Journalisten Karl Kirchner (1883-1945). Während des ersten Weltkriegs arbeitete die Mutter zweier Töchter mit großem Engagement in der Wohlfahrtspflege mit und nach Kriegsende unterstützte sie tatkräftig den Aufbau der 1919 gegründeten Arbeiterwohlfahrt.

Ihr Ehemann Karl Kirchner war während des 1. Weltkriegs für die Kriegsfürsorge zuständig und hier für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Seine Frau Johanna unterstützte besonders seine Arbeit im Bereich der Schulkinderspeisung. Kirchner war zunächst Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats und von 1919 bis 1933 Stadtverordneter der SPD in Frankfurt.

Sie beteiligte sich am Aufbau der Arbeiterwohlfahrt und initiierte 1923 die „Ruhrkinder-Aktion”, durch die Kindern erwerbsloser Ruhrarbeiterfamilien Ferienaufenthalte bei Frankfurter Familien und in der Schweiz vermittelt wurden. 

1926 erhielt Johanna Kirchner, deren Ehe mittlerweile geschieden war, eine hauptberufliche Anstellung als Parteisekretärin der SPD. Hier setzte sie sich zeit ihres Lebens vehement für die bessere Rechtsstellung von Frauen und gegen den Nationalsozialismus ein.

Nach der Regierungsübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 musste sie ins Saarland fliehen. Dort arbeitete Johanna Kirchner in einem von der Sozialdemokratin und Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz, betriebenen Restaurant und versuchte u. a. im „Hilfskomitee für verfolgte Antifaschisten” den EmigrantInnen zu helfen.  

Sie war beseelt von dem Gedanken, dass sich nach dem NS-Regime eine „neue sozialistische Arbeiterbewegung”, die durch den Kampf gegen den Faschismus klüger und politisch reifer werden würde, durchsetzen kann. Diesem Kampf galt ihre illegale politische Widerstandsarbeit. Nach dem Anschluss des Saargebiets durch das NS-Regime 1935 floh sie weiter nach Paris, unterstütze dort den Widerstand und organisierte Fluchtwege. Von hier aus schrieb sie Berichte an den Exilvorstand der SPD und setzte sich weiterhin überregional für die Geschlossenheit des Widerstandes ein.

1937 wurde Johanna Kirchner offiziell von den deutschen Behörden „ausgebürgert” und 1940 ins Lager Gurs in Südfrankreich transportiert. Dort gelang ihr mit Hilfe des Lagerkommandanten die Flucht. 1942 wurde sie nach erneuter Verhaftung an die Gestapo ausgeliefert. Der Volksgerichtshof verurteilte sie im Mai 1943 zu zehn Jahren Haft. Am 20. April 1944 wurde das Urteil auf Betreiben des Volksgerichtshofvorsitzenden Freisler, der ihr vorwarf, „jahrelang unter Emigranten und in unserem Reich hochverräterisch gewühlt” zu haben, in die Todesstrafe umgewandelt. 

Sie wurde am 9. Juni 1944 im Gefängnis Berlin-Plötzensee „im Namen des Volkes” hingerichtet.

Seit 2011 vergibt die Arbeiterwohlfahrt und die Fachhochschule Frankfurt den Johanna-Kirchner-Preis in Höhe von 1.000,- Euro an den Verfasser einer Abschlussarbeit in den Themen Altenhilfe, Kinder- und Jugendarbeit oder Straffälligenarbeit.

Quelle: http://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/johanna-kirchner/

Foto Gedenkstätte: Von Stefan Bellini - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37052967
 

Foto Gedenkstätte: Von Stefan Bellini - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37052967
Autoren
Gedenkstätte Deutscher Widerstand, www.gdw-berlin.de
Ursula Kern, 2014​​​​​​​ :: www.frankfurterfrauenzimmer.de