Zweifel und Motivation
Die Zeit während der Ausbildung sei „eine super Zeit, mit Höhen und Tiefen, aber auch teils schwierig” gewesen. „Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen meiner Familie und meinen Freunden gegenüber und hatte drei Jahre lang definitiv keine Freizeit.” Positiver Nebeneffekt: Ihr Sohn war motivierter sein Abitur zu machen. „Da hat er gesehen, dass Mama auch dasitzt und pauken muss und ihr nicht alles zufliegt”, sagt sie und lacht.
Angetrieben habe sie immer die Vorstellung, ihre eigenen Visionen und Ansichten leben und verwirklichen zu können. Als Ergänzungskraft gelang ihr das nicht: „Man ist das letzte Glied in der Kette: Egal wie gut die Arbeit ist, oder was für Projekte daraus erwachsen, oder wie sehr man sich einsetzt – eigentlich schreiben sich andere Leute das dann auf das Fähnchen.” Die Arbeit im Kindergarten biete ihr Freiheit: „Hier legen wir die Grundsteine. In der OGS sind die Zeitfenster so klein, dass das oft sehr frustrierend ist.”
Erziehung als Erfüllung
Durch die Leitungsfunktion seien die erzieherischen Tätigkeiten weniger und die Bürokratie mehr geworden. „Zwischendurch fehlen die Kinder mir, aber ich habe ja die Möglichkeit hinzugehen.” Ob die Mohnblumen, Löwenzähne, Sonnenblumen oder Gänseblümchen – regelmäßig besucht sie die Kindergruppen oder hilft aus. „Ich möchte einfach den Bezug zu denen nicht verlieren. Wenn es mal Gespräche gibt oder die Kollegen ein Problem haben, muss ich ja auch wissen, worüber sie sprechen.” Schäfers Blick wird ernst. „Damit ich mich überhaupt einfühlen kann. Sonst wäre ich ja ganz weit weg und das möchte ich auf keinen Fall.”
Wichtig sind ihr auch Integration und Inklusion. Die sind Bestandteil des Alltags: Es gibt Kinder mit Behinderungen und Kinder aus vielen verschiedenen Herkunftsländern. „Wir finden es toll, diese Kulturen alle zusammen zu erleben und das auch den Kindern mitzugeben.” Nicola Schäfers Augen strahlen vor Enthusiasmus. „Weil unsere Welt nicht schwarz und weiß ist, sondern total bunt.” Das schätze sie auch an ihrem Arbeitgeber, der AWO: „Ich finde die AWO ist vorurteilsfrei. Erstmal wird der Mensch gesehen – und nicht die Religion, Kultur, oder sonst irgendwelche Dinge.”
Mit der Arbeit im Kindergarten hat Nicola Schäfer einen Beruf gefunden, der sie erfüllt. „Ich finde es aufregend, spektakulär, toll und mir gibt das ganz viel.”